Ich blogge schon seit Jahren. Im September 2015, zeitgleich mit meinem Laden umgekrempelt, habe ich auch meinen Blog aus der Taufe gehoben. Ich liebe es, meine Gedanken zu Slow Fashion, echter gelebter Nachhaltigkeit und tollen kleinen und größeren Labels mit euch, meinen Leserinnen und Lesern, zu teilen. Ich liebe es, eure Rückmeldungen zu bekommen, weil sie mich immer weiterbringen, egal ob es sich um kritische Rückfragen oder Worte des Lobes handelt. Schließlich geht es mir ja um genau diesen Dialog und darum, euch anzustupsen, auch erste Schritte in Richtung Slow Fashion zu gehen. Genau das ist mein Wunsch für umgekrempelt. Ich möchte eine echte Alternative zum üblichen Modezirkus anbieten. Ich möchte durch unterhaltsame und aufrüttelnde Informationen zum Nachdenken anregen. Die Welt da draußen soll wissen, was in der Textilbranche abgeht. Und was für tolle Alternativen es gibt.
Wisst ihr was doof ist? Ich blogge seit drei Jahren nur in meinem Kopf. Ja, genau. Deshalb habt ihr auch noch keine Blogartikel von umgekrempelt finden können. Das ein oder andere, oder eher gesagt ganz schön viel, ist wohl schon über meine normalen Posts und Videos auf Facebook und Instagram rausgeblubbert. Vielleicht habt ihr ja sogar schon meinen Youtube-Kanal entdeckt. Da gibt es schon viele kurze Einblicke in das, was mein Anliegen mit umgekrempelt ist. Aber eben immer nur kurz. Da geht es ja auch viel um die tollen Produkte, aber eben weniger um die Hintergründe, die mich dazu bringen, jeden Tag aufs Neue im Laden auf der Übungsmatte zu erscheinen.
Grade in der Mittagspause sind diese Zeilen durch meinen Kopf gerattert. So wie im Film, wenn man eine Schreibmaschine hämmern sieht und die Buchstaben aufs Papier klackern. Ich habe meinen Spaziergang abrupt beendet und ein leeres Dokument aufgemacht. Und nun fließt mein erster Blogartikel aus mir heraus. Ich lasse ihn erstmal fließen und später schaue ich, was ich damit mache. Sofort melden sich erste Stimmen in meinem Kopf: Interessiert das überhaupt jemanden, was ich da so schreibe? Kann ich überhaupt Blogartikel schreiben? Habe ich ja schließlich noch nie gemacht. Und ich erinnere mich sofort an Phasen von massiver Schreibhemmung und Leeres-Blatt-Angst in meinem Leben. Alle Alarmglocken in meinem Unterbewusstsein schrillen, denn das war schrecklich damals. Aber da ist auch eine kleine Pippi Langstrumpf, die mir was von frech und wild und wunderbar erzählt. Diverse Yogalehrer und Coaches höre ich „Atmen“ sagen. Frei nach Elizabeth Gilbert („Big magic“) verbanne ich nun die Angst auf den Rücksitz, lege den ersten Gang ein und los geht’s!
Das Thema steht ja schon lange fest: Warum eigentlich umgekrempelt?
Diese Frage wird mir oft gestellt, ist ja auch logisch. Als ich beschlossen hatte, dass ich einen Laden aufmache, bin ich viel Spazieren gegangen. Beim Spazieren habe ich darüber nachgedacht, wie er denn nun heißen soll, mein Laden. Wie ich all das, was mir wichtig ist, unter einen Hut bekomme. Wie ich all das in einen Namen packe, der absolut stimmig für mich ist. In einen Begriff, mit dem ich mich voll und ganz identifizieren kann. Und natürlich sollte er irgendwie sexy, schick (aber nicht zu sehr) und verspielt, ja sogar witzig sein. Meine Messlatte war so richtig hoch und ich hatte ziemliche Sorgen, nichts Gescheites zu finden. Und der Geistesblitz ließ auch echt lange auf sich warten. Spaziergang um Spaziergang, mit Notizblock und Bleistift bewaffnet, habe ich das Wortfeld Klamotten beackert und alles aufgeschrieben, was mir in den Sinn kam. Lauter halbe Sachen, aber haben wir ja gelernt: Keine Bewertungen beim Brainstorming. Und das war Brainstorming deluxe, wieder und immer wieder.
Und irgendwann war er einfach da: umgekrempelt!
Natürlich, dass ich da nicht viel früher drauf gekommen war.
Vereint perfekt die faire Mode mit meinen Upcycling-Aktivitäten.
Umgekrempelt steht für ein anderes Wirtschaften, für Firmen, die ihre kompletten Produktionsabläufe und Lieferketten neu und möglichst nachhaltig aufgestellt haben. Bei genau solchen Firmen wollte ich ja einkaufen und tue es bis heute. In diesem Zusammenhang wird das Wort umgekrempelt übrigens auch am häufigsten benutzt, wie ich bei meiner obligatorischen Internetrecherche feststellen durfte. Immer wieder werden Fußballmannschaften, Konzerne oder das Bildungssystem umgekrempelt.
Die andere Bedeutung von umgekrempelt bezieht sich auf das, was ich bei mir im Laden selbst umsetze. Denn ich handle ja nicht nur mit Kleidung. Ich habe beschlossen, dass ich umgekrempelt ab sofort Concept Store für Slow Fashion nennen werde. Ich repariere eure Lieblingsjeans und wenn sie nicht mehr zu retten sind, dann werden sie kurzerhand umgekrempelt und erhalten ein zweites Leben als Mäppchen, Turnbeutel, oder was mir eben sonst noch so einfällt. Es gibt so viel Eh-Schon-Da-Material, das verarbeitet werden möchte! Und zwar nicht nur Jeans, sondern auch Luftmatratzen, Fahrradschlauch, alte Banner, Feuerwehrschlauch, Drucktuch, Kletterseile und Skateboards. Jeder hat sein Lieblingsmaterial und so hab ich mich auf die Jeans spezialisiert und nach und nach immer mehr kleine Marken aus Mannheim und Umgebung mit in den Laden aufgenommen, die die anderen Materialien verarbeiten. Sie leben genau das, was mir wichtig ist: Dinge umkrempeln, die sonst im Müll landen würden. Schöne neue Dinge schaffen, aber dafür möglichst wenige neue Ressourcen verbrauchen. Den besonderen Charme entdecken, den Dinge verströmen, die schon eine Geschichte hinter sich haben.
Nur den wortwörtlichen Sinn von umgekrempelt brauchen wir hier eher selten. Denn die neuen Jeans bestellen wir euch genau in der richtigen Länge, von ganz kurz bis ganz lang. Da müsst ihr gar nix umkrempeln. Es sei denn, ihr wollt unbedingt. Dann dürft ihr natürlich.
Für all das steht umgekrempelt: komplett neu gedachte Lieferketten und Materialien, die eine zweite Chance bekommen statt im Müll zu landen. Faire Ecofashion und Upcycling-Unikate. Gelebte Nachhaltigkeit und kontinuierliches Streben nach Verbesserung, wobei jeder noch so kleine Schritt zählt. Und ganz viel Freude dabei!
Jeder Kassenbon ist ein Stimmzettel – aber das wird dann wohl eher ein eigener Blogartikel. Und was ich genau mit Concept Store für Slow Fashion meine – auch. Jetzt wo der Anfang gemacht ist, kommen bestimmt auch die anderen Artikel bald raus aus meinem Kopf und zu euch ins Postfach. Am besten abonniert ihr dafür meinen Newsletter, dann verpasst ihr keinen neuen Blogartikel und keines meiner Videos. Nachdem ich jetzt auch noch diesen Link erfolgreich untergebracht habe, wünsche ich mir, dass es nun wirklich wahr wird mit den mich so beglückenden und voranbringenden Reaktionen von euch. Natürlich nehme ich auch Themenwünsche entgegen. Seid ihr dabei? Was wollt ihr von mir hören? Mein Herz klopft wild. Ich bin gespannt.
Eure Isabelle
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Manuela Oeder (Montag, 24 September 2018 11:28)
Wie wunderbar, dass du den Mut findest, deine Gedanken nun zu teilen!
Ich freue mich für dich. Und für mich. Und für alle. Weil wir nun viele interessante Gedanken und Infos zum Thema Slowfashion erfahren. Und von Isabelle natürlich auch. Daumen hoch! Weiter so!
Katharina Götz (Sonntag, 30 September 2018 20:19)
Richtig schön! Ich liebe es deine Artikel zu lesen! Das geht runter wie warme Semmeln =) Wie spannend das alles ist und wie schön du deine Denkanstöße an die Welt weitergibst!
Auch bei mir geht der Daumen nach oben ! :)
Yvonne Schlechtweg (Montag, 01 Oktober 2018 20:44)
Herzlichen Glückwunsch Isabell zu Deinem Blog. Ich weiß genau, was Du meinst. Auch ich blogge schon seit Jahren mit dem Kopf. Danke für Deinen Anstoß ;-)! Und weiterhin viel Glück mit Deinem Laden/ Concept Store, kurz mit UMGEKREMPELT.
Ich freue immer, etwas von Dir zu hören- gerade weil wir weiter auseinander sind und ein "Ich komme mal kurz vorbei" für uns beide nicht so einfach möglich ist.
UND: Bitte blogge weiter so... gerade heraus, teile Deine Gedanken, verbiete Deine Bedenken und folge weiterhin Deinem Herzen. Ein erfrischendes Leseerlebnis!
Super & Danke