
Den Charme von gebrauchten Kleidungsstücken entdecken und mit liebevollem Blick etwas Neues daraus zaubern - das kann Maren von Mainseam Upcycled ganz hervorragend. Besonders bemerkenswert finde ich den Hinweis, wie schwierig es ist, sich selbst einen fairen Lohn, einen Lohn zum Leben, auszubezahlen. Deshalb hier mein Plädoyer für mehr Wertschätzung für echtes Handwerk und echte Handarbeit. Was Mode übrigens immer ist, auch wenn sie noch so schnelllebig geworden ist. Genäht wird zwar mit Maschinen, aber es sitzt immer ein Mensch dahinter.
1. Wer bist du und was machst du?
Ich heiße Maren und entwerfe Upcycling Unikate, gefertigt aus Altkleidern unter meinem Modelabel namens Mainseam Upcycled. Mit großer Freude entwickle ich Schnitte, die zwar reproduzierbar sind, aber dennoch jedes Teil ein Einzelstück ist, weil die Materialien immer unterschiedlich sind. Das heißt ich entwerfe zum Beispiel ein Oberteil, das zwar in der Form immer gleich ist, aber in zahlreichen farblichen Kombinationen gefertigt wird. Jeder, der ein Mainseam-Teil erwirbt, hat also ein ganz persönliches Einzelstück!
2. Wie bist du dazu gekommen, ein Label zu gründen? Was hat dich dazu inspiriert und was motiviert dich?
Kleidung und Mode sind für mich eine Art Lebensgefühl, also eine Möglichkeit, sich auszudrücken, auch im Alltag. Als Teenager bin ich super gerne Shoppen gegangen, aber mit der Zeit ließ diese Freude nach, weil Einkaufen immer einen negativen Beigeschmack hat. Man gönnt sich etwas Schönes, hat aber gleichzeitig einen Gewissensbiss, da man weiß, unter welch katastrophalen Umständen die Sachen produziert wurden und welche Auswirkung dies auf die Umwelt hat. Was mich motiviert, ist deshalb, den Leuten eine Alternative zu bieten, ein Produkt, das man ohne schlechtes Gewissen kaufen kann: Man gönnt sich etwas Schönes und gleichzeitig tut man sogar etwas Gutes, weil es der Umwelt nicht schadet (es wurde ja aus bereits vorhandenen Ressourcen hergestellt und es wurde mit Liebe und per Handarbeit hier in Deutschland genäht). Also eine Win-Win-Situation!
3. Wie setzt du das Thema "Nachhaltigkeit" in deinem Unternehmen um?
Meine Kreationen sind Upcycling-Werke, das heißt, alles ist aus Altkleidern oder Stoffresten gefertigt. Sie sind lokal produziert. Für mich bedeutet Nachhaltigkeit aber nicht nur die Natur zu betrachten, sondern auch den Menschen als Teil der Natur. Dieser sollte mit Respekt behandelt werden. Respekt und Verantwortung sollten sich in allen Bereiche der Produktion wiederfinden, von Anfang bis Ende.
4. Gute Arbeitsbedingungen und existenzsichernde Löhne sind uns sehr wichtig. Wie sorgst du dafür, dass in deinem Produktionsprozess alles fair zugeht?
Ja, weil ich momentan alles selbst produziere kann ich das gut überblicken. Leider ist es sehr schwierig (sogar mir selbst) einen angebrachten Stundenlohn auszuzahlen, da alleine der Aufwand die Materialien zu besorgen und aufzubereiten sehr zeitintensiv ist. Das Designen, der Entwurfsprozess bishin zum fertigen Produkt sind viele Arbeitsschritte, die fast nicht mehr bezahlbar sind. Da ist der Kunde leider auch von den Fast-Fashion Produkten, die den Markt überfluten, verwöhnt.
5. Nach welchen Kriterien wählst du deine Materialien aus? Welche verwendest du? Haben deine Materialien ein Nachhaltigkeitssiegel?
Ein Siegel gibt es nur, wenn ich Bio-Baumwolle dazukaufe. Zu 80-90% bestehen meine Teile aus Altkleidern, die ich aus Spenden und Flohmärkten beziehe.
6. Wo werden deine Produkte hergestellt? Und von wem?
siehe oben
7. Deine Marke in 3 Worten:
Upcycling mit Herz. (ODER: Einzigartig, Nachhaltig, Liebevoll)
8. Welches ist dein Lieblingsprodukt von dir? (schwierig, das wissen wir!)
Das Upcycling Jeans-Kleid Mya, hier erkennt man mein ganzes Konzept, das der Marke zugrunde liegt auf einen Blick (Bild siehe unten). Außerdem der Mantel „Retrograde“ der aus alten Mänteln und Jackets besteht.
9. Welches ist dein Lieblingsprodukt einer anderen öko–fairen Marke?
Da gibt es einige: die Unterwäsche und Basics von erlich Textil mag ich super gerne, oder die Outdoormarken Vaude und Patagonia kann man guten Gewissens tragen.
10. Wo findet man weitere Informationen über dich?
www.mainseam.com oder Instagram: @mainseam.upcycled
11. Was sollten unsere Kunden unbedingt noch über dich wissen?
Ich liebe Mode, weil es für mich ein Lebensgefühl ist. Am liebsten veranstalte ich Modenschauen, bei denen es um Vielfältigkeit und Individualität geht. Die Models, mit denen ich arbeite, sind meistens Laien, die großen Spaß daran haben, sich zu präsentieren, obwohl sie vielleicht nicht die perfekten „Modelmaße“ haben. Hier schließt sich für mich der Kreis, denn man spürt, was das Konzept hinter Mainseam Upcycled ist: nämlich im Einklang mit der Natur und der eigenen Einzigartigkeit zu leben und dadurch Lebensfreude und Lebensqualität zu gewinnen!
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